Knallharte Bisse, Luftsprünge und kreischende Bremsen – das ist Bass-Fischen pur! Unter der heißen Sonne Portugals legte sich unser Raubfischexperte Sean Perez mit den grünen Kraftpaketen des Südens an und berichtet über kampfstarke Großmäuler mit Biss!

Schwarzbarschangeln in Portugal

Bereits seit Wochen habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Sogar das aufdringliche Geräusch des Weckers mitten in der Nacht konnte mir die Vorfreude nicht nehmen. Auch die frühmorgendliche Fahrt zum Flughafen und die – um es mild auszudrücken – längere Warteschlange am Check-in-Schalter gingen spurlos an mir vorbei. Denn schon in wenigen Stunden erwarten mich – wenn alles gut geht – neue und aufregende Schwarzbarschabenteuer unter der prallen portugiesischen Sonne. Ganz im Westen der Iberischen Halbinsel gelegen, zählt Portugal mit rund elf Millionen Einwohnern nicht gerade zu den größten europäischen Ländern. Doch dafür ist die Lebensfreude und Gastfreundschaft der Portugiesen umso größer. Nach gut dreieinhalbstündigem Flug setzt die Maschine mit einem sanften Ruck auf dem Flughafen Humberto Delgado in der Hauptstadt Lissabon auf. Als sich die elektronischen Türen des Ankunftsbereichs öffnen, wartet mein Gastgeber Al Nunes bereits beim Ausgang auf mich. Als langjähriger Freund haben Al und ich schon einige Angelabenteuer hierzulande erlebt – und dieses Mal soll keine Ausnahme sein. Bevor es mit dem Auto in die nördlich gelegene Kleinstadt Coruche geht, halten wir an einer der zahlreichen Ausgabestellen des „Instituto da Conservação da Natureza e das Florestas“ (ICNF), um eine Angellizenz für die Dauer meines Aufenthalts zu besorgen. Zahlreiche ICNF-Stellen befinden sich über das ganze Land verteilt. Somit ist es für Gastangler leicht, an die benötigten Papiere zu kommen.

Ins Unbekannte

Auf der Fahrt nach Coruche unterhalten wir uns über vergangene Angelabenteuer und schwärmen von den tollen, aufregenden Fängen der letzten Zeit. Als Al von einem kleinen See erzählt, den er neulich während einer Erkundungstour unweit seines Dorfes entdeckt hatte, werde ich schnell hellhörig.

Der Beschreibung nach klingt das Gewässer vielversprechend und ich schlage vor, den See so schnell wie möglich unter die Lupe zu nehmen. „Noch habe ich dort nicht geangelt, geschweige denn etwas gefangen“, lässt mich Alberto leicht grinsend wissen. „Das wird sich schon bald ändern, amigo“, erwidere ich mit einem noch breiteren Grinsen und bin gespannt, ob wir das unbekannte Gewässer schon bald mit unseren Bass Baits zum Kochen bringen werden.

Kleines Gewässer – große Überraschung

Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich unser Ziel. Al schließt die Eingangstür seines mediterranen Anwesens auf und bittet mich freundlich hinein. Die Koffer sind schnell im Zimmer verstaut, die Klamotten eingeräumt und die Klimaanlage voll aufgedreht.

Schwarzbarsch-See-in-Portugal

Kleine Gewässer können für große Überraschungen sorgen

Nun können wir uns deutlich wichtigeren Dingen widmen – wie beispielsweise dem Angeln. Da weder Alberto noch ich Erfahrungen an dem neuen Gewässer haben, einigen wir uns schnell darauf, dass wir neben Crank- und Spinnerbaits auch Topwater- und Gummiköder in unser Köderarsenal aufnehmen. Die hohen Temperaturen, welche tagsüber um die 40 Grad Celsius erreichen können, wirken sich stark auf die Unterwasserbewohner aus. Vom Bass-Fischen in den Vereinigten Staaten weiß ich, dass sich in flachen, kleinen Gewässern die Fische überwiegend dort aufhalten, wo sie Schatten und Deckung finden – beispielsweise unter Steganlagen, Seerosen oder anderen Wasserpflanzen.

Die-besten-Köder-für-Schwarzbarsche

Schwarzbarsche mögen es auffällig! Spinnerbaits, Creatures und Cranks punkten beim Bass-Fischen

Als wir ankommen merke ich schnell, dass Alberto nicht übertrieben hat. Mit rund zwei Hektar ist der See weder groß noch besonders tief. Aus früheren Ausflügen wissen wir jedoch, dass auch in kleinen, unscheinbaren Tümpeln große Überraschungen lauern können. Nach dem Auspacken und Zusammenbauen der Ruten nehmen wir uns ein paar Minuten Zeit, um das Gewässer optisch nach Hotspots abzusuchen. Schnell stellen wir fest, dass der See nur wenig sichtbare Struktur bietet, also konzentrieren wir unsere ersten Würfe auf die mit Gras- und Wasserpflanzen bewachsenen Uferbereiche.

 

Heiße Tage, harte Drills

Das Wasser explodiert förmlich, als mein Crankbait beim vierten Wurf laut aufs Wasser klatscht. Der große Schwall und ein knallharter Biss verraten, dass es sich um einen guten Fisch handelt. „Dein Tümpel gefällt mir“, teile ich Al aufgeregt mit, während ich die Rutenspitze hart nach hinten schnellen lasse.

Schwarzbarsch-im-Drill

Schwarzbarsche sind für ihre Kampfkraft und Sprungeinlagen bekannt

Der Anhieb kommt sauber durch und am anderen Ende der Schnur merke ich, wie ein grünes Kraftpaket bereits ordentlich Druck macht. Nun gilt es, den Fisch mit der Rute zu dirigieren und – soweit möglich – von den Wasserpflanzen am Ufer fernzuhalten. Eine unkontrollierte Flucht ins Grünzeug kann schnell den Fisch des Tages kosten. Wenn Bass für eine Eigenschaft bekannt sind, dann für spektakuläre Luftsprünge. Auch hier besteht die Gefahr eines Fischverlustes, wenn wir den Bass während des Drills zu lange gewähren lassen.

Schwarzbarsch

Zwei dicke Bass – Sean freut sich über die schicken Fänge aus dem kleinen See

Keine Sekunde später schießt mein Gegner wie ein Torpedo aus dem Wasser mit dem Ziel, den Köder durch wildes Kopfschütteln doch noch irgendwie loszuwerden. Zugegeben, ein paar Situationen haben mich während des Drills etwas ins Schwitzen gebracht, doch als ich den Bass mit einem Griff ins riesige Maul aus dem Wasser hebe, hallt ein kräftiger Freudenschrei über das kleine, unscheinbare 
Gewässer.

In den nächsten Tagen haben wir Ausflüge an weitere Gewässer der Region unternommen und wurden mit tollen Schwarzbarschfängen belohnt. Neben einer unvergesslichen Zeit am Wasser mit reichlich Nervenkitzel haben die Ausflüge mit Al nicht zuletzt auch als Trainingseinheiten für meine Teilnahme am bekannten Mercury Bassmaster PT-Tournament gedient.

Sean-Perez-Bassmaster-PT-Tournament

Den zweiten Platz holte Sean in die Redaktion nach Berlin

Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den besten Bassanglern des Landes konnte ich beim Barragem de Póvoa e Meadas zum wiederholten Mal den zweiten Platz mit in die Redaktion nach Berlin nehmen.

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